Ice, Ice Baby

Auf dem Highway 17 haben wir Sudbury in Richtung Lake Superior verlassen. Die Strecke ist atemberaubend. Bei sonnigem Wetter machten wir immer wieder Abstecher in kleine Buchten, wo man auch schlafen konnte. Jede Bucht war anders, einmal Steinstrand, dann mit Felsen, Sandstrand und einfach grandiose Aussichten. Bei dem klasse Wetter das wir hatten, war es ein Genuss die 17 entlang zu cruisen, ab und an in die Buchten einzubiegen ein Schläfchen einzulegen und geniessen. Wusstest Du, dass 

der Lake Superior oberflächenmässig der grösste Süsswassersee ist? 10% des gesamten Süsswassers auf der Erde sind da drin. 

Wer hatte denn da was von einem milden Winter erzählt?! Was sie im Winter nicht hatten kam jetzt nochmals runter. Über Nacht hat sich das Blatt gewendet und es wurde plötzlich weiss. Wir hatten also richtig cooles Wetter, im wahrsten Sinn des Wortes. Begonnen hat es mit Eisregen in Sandy Beach, da lag noch nichts auf dem Boden. „Lass uns bis zur nächsten Stadt fahren“, dachten wir uns. In Marathon grüsste uns eine 10cm dicke Schneedecke und das Zebra war mit einem Eismantel umwickelt. Unterwegs haben wir einige Unfälle gesehen und der Highway wurde kurz nachdem wir ihn passiert hatten geschlossen weil sie nicht hinterherkamen mit Schneeräumen. Der Eisregen hat Sträucher in wunderschöne Skulpturen verwandelt. 

Nach einer Nacht im Motel drückte die Sonne wieder durch die Wolken. So ging es weiter auf dem Highway 17 und wir beschlossen, dem Ouimet Park einen Besuch abzustatten. Da soll es einen tiefen Canyon geben. Die Strasse dorthin war natürlich nicht geräumt – welche Touristen möchten denn auch bei solchem Wetter wandern? Das Zebra fuhr die jungfräuliche Strasse entlang und stoppte vehement vor der geschlossenen Schranke. Überrascht waren wir davon nicht, die meisten Parks öffnen erst Mitte Mai. Da wir Zeit hatten, dachte ich mir, das wäre doch gelacht, wenn diese Schranke uns die Aussicht verwehrt. Also sind wir die knapp 3km zu Fuss durch den Schnee zu den Aussichtsplattformen gelaufen. Auf halbem Weg begann es zu schneien, immer dickere Flocken. Wir konnten die Spuren diverser Tiere ausmachen, sahen einen Specht und eine Maus. Und dann kam die Sonne wieder raus und wir blickten in den tiefen Canyon hinab. Die Anstrengung hat sich wirklich gelohnt. Leider werden die Fotos dem Canyon nie gerecht.  

Nachdem wir in Thunder Bay falsch gefahren sind, haben wir eine CAA Stelle gefunden (analog TCS/ADAC). Die Membership war kurzerhand abgeschlossen und wir sind mit einem Stapel gratis Strassenkarten herausspaziert. Danach ging es auf den Highway 11 Richtung Kenora. Plötzlich entdeckten wir vor uns den 4x4 Sprinter von Gabi & Rüdiger, die wir in Halifax im Hotel kennengelernt hatten. Es gab ein grosses Wiedersehen am Strassenrand. Den Nachmittag verbrachten wir an einem grossartigen, ruhigen See mit Brian und seinem Hund Penny. Brian meinte, der Eissturm war einer der grössten, die er erlebt hat und für die Jahreszeit ausserordentlich. Dann hoffen wir, dass das Wetter keine weiteren Kapriolen vorhat. Der Highway 11 führt weiter zwischen Seen und Sümpfen entlang. Eine Strasse zum Cruisen: Sonne, guter Sound und top Landschaft! 

Zum Glück war es am nächsten Tag noch sonnig. Nachdem wir zuerst noch ein wenig dem Treiben des Biebers zugeschaut haben, wurde es Zeit für ein wenig Schrauberei, Stefan juckten langsam die Finger. Die Räder mussten nach den knapp 6000 Kilometern, die wir hinter uns haben, von vorne nach hinten getauscht werden. Premiere für mich. Der Dieselfilter wollte ersetzt  und ein Paar Schrauben nachgezogen werden. Im Ganzen sind wir sonst zufrieden mit unserem Zebra.  

Jetzt sind wir vier Wochen weg. Und wären normalerweise auch schon wieder zu Hause. Wir haben die Freiheit gerochen. So langsam sind wir angekommen in unserem Nomadenleben. Es fühlt sich gut an. Aufstehen mit der Sonne, nicht zu wissen was einen Morgen erwartet, neue Leute kennenlernen, durch atemberaubende Landschaften zu fahren – all dies fasziniert mich am Reisen und das ist es was mir gefehlt hat. 

 

Der Staat Ontario ist riesig und hat für jeden etwas zu bieten. Der Tourismus ist top organisiert, die Hotels und Sehenswürdigkeiten bestens ausgeschildert. Toronto und die Niagara Fälle sind nur die bekannten Attraktionen. Der Rest des Staates allerdings sollte nicht ausser Acht gelassen werden. Die Wälder und Seen waren es, die uns überzeugt hatten. Es ist grün und hügelig. Wenn die Weite nicht wäre, würde es glatt als die Schweiz durchgehen. Ohne die Alpen versteht sich. 

Was uns in Manitoba & Saskatchewan wiederfährt erfahrt ihr im nächsten Beitrag.  

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Kommentare: 2
  • #1

    Nicole (Mittwoch, 10 Mai 2017 12:08)

    Sehr schön, freuen uns schon wie es weiter geht....

  • #2

    Marita und Silvia (Freitag, 12 Mai 2017 05:03)

    Hallo Stefan und Yasmin. Euch hat es ja noch schlimmer erwischt als uns. Die Bilder und der Bericht sind super. Leider können wir mit unserem Auto nicht immer so fahren wie ihr. Freuen uns auf weitere Beiträge und hoffen uns doch noch irgendwo zu treffen. Alaska wird für uns wegen der Einreisebestimmungen wohl nicht in Frage kommen. Dafür haben wir im Yukon mehr Zeit.
    Macht weiter so aber ohne Pannen nur mit viel Spass und tollen Erlebnissen.