Zurück in Kanada

Der Grenzübergang von Alaska nach Kanada verlief problemlos. Wir beantworteten die Standardfragen der netten Beamtin, die freundlich lächelte und schon waren wir wieder in Kanada. Die Menschen sind der grösste Unterschied zwischen Alaska und Kanada. Kanadier sind im Allgemeinen herzlicher und offener. Dies zeigt sich schon bei den Grenzbeamten. 

Weiter ging es dem Kluane See entlang, wo es leider die ganze Zeit geregnet hat. So fiel also das Trekking im Kluane Nationalpark ins Wasser (da war Stefan sicherlich nicht ganz unglücklich). Es hielt uns aber nicht davon ab, eine Strasse zum See runter zu fahren. Denn der See ist riesig und das wollten wir von ganz nah sehen. Am Ende des sehr hügeligen Pfades standen wir plötzlich auf einem Kiesbett und schauten auf den See hinaus. Dies wäre ein wunderbarer Nachtplatz. Allerdings war es noch früh und regnete. So entschieden wir, uns auf  die Nebenstrasse zum Kusawa See zu begeben. Der Regen endete und die Sonne versuchte ihre Strahlen durchzudrücken. Auch die Natur zeigte sich uns augenblicklich von einer anderen Seite. Die Strasse und die umliegenden Hügel waren sandig, die Farbe des Sees war auch heller als sonst und Blumen blühten. Nach dieser Exkursion fuhren wir nach Whitehorse, um unsere leeren Vorratskammern aufzustocken und unsere Körper zu waschen. Nach langer Zeit ohne Internet war es auch wieder schön, sich mit der Aussenwelt verständigen zu können.  

Mit frischem Gemüt reisten wir weiter Richtung Atlin. Zuerst nahmen wir die Tagish Road unter die Räder mit einem kurzen Abstecher in die Wüste. Letztere versteckt sich kurz vor Carcross. Die Düne ist recht prächtig. Es ging weiter nach Atlin, einem schnuckeligen Dörfchen. Als wir auf dem Weg raus in die Wildnis waren, kam uns ein Landrover entgegen. Stefan und ich suchten das Kennzeichen und starrten angestrengt darauf: Österreicher! Prompt angehalten und nach einem Kaffekränzchen mit Günter und Michaela sind wir zusammen zum Surprise Lake gefahren. Die beiden Männer haben sich im Fischen geübt. Und siehe da, der Name des Sees war Programm. Ziemlich verdutzt guckte ich, als Stefan knapp nacheinander drei Fische an Land zog. Und die Wochen vorher überhaupt nichts! Das konnte ja nur am See liegen. Zu viert machten wir es uns ums Lagerfeuer gemütlich und haben bis in die Nacht hinein gequatscht. Die beiden sind mit ihrem Landy Mozart auf dem Weg nach Alaska. Wir werden sie hoffentlich im Süden wieder sehen. Am nächsten Tag wollten wir uns die Backroads von Atlin anschauen. Ein Ex-Deutscher, der seit Jahren in Atlin lebt, gab Stefan den Tip, einfach mal den Strassen zu folgen. Gesagt, getan. Die eine führte uns bis auf knapp 1600 Meter, wo wir dann wegen des Schnee´s umkehrten. Die Farben in den Bergen waren wunderschön. Es regnete leicht, was dem ganzen einen dunklen Touch gab. Du kannst noch viel entdecken aus den früheren Zeiten des Goldrausches: verlassene Hilfsmaschinen aus Holz oder halb verrottete Häuser. Die Ruckelpiste führte uns zum anderen Ende des Surprise Lake, wo es ein kleines Camp mit selbstgefertigten Tischen und Stühlen gab. Weil es regnete haben wir beschlossen zur warmen Quelle zu fahren und da zu übernachten. Inmitten der Wiese haben wir gestanden, neben uns hat das Bächlein geplätschert mit vielen Pflanzen und Tieren darin. Ich habe ein warmes Bad im „Pool“ genossen. Schön, sich wieder frisch zu fühlen.  

Stefans Glückssträhne im Fischefangen sollte auch im Yukon anhalten, wenn auch nicht allzu lange. Er zog einen riesen Fisch an Land. Ich habe ein Feuer gemacht und es gab den Fisch mit Baked Potatoe bei strahlend schönem Sonnenschein. Es war heiss, und wir hofften, der Sommer wäre nun auch im Rest des Landes angekommen, nicht nur in Dawson City, wo es ja eine Woche lang nur warm war.  

Beide Tanks wurden mit Diesel gefüllt. Damit waren wir ausgerüstet für die South Canol Road, die uns schon so viele Male empfohlen wurde. Wahrscheinlich waren unsere Erwartungen deshalb so hoch und die Strasse so enttäuschend. Zumindest die ersten 150 Kilometer waren nur Wald mit wenig Sicht, nicht gerade prickelnd. Zudem war sie sehr löcherig und holprig. Aber dann zum Glück lichtet sich der Wald und eine Landschaft aus Seen, Hügel und Wälder tut sich vor uns auf. Wir fuhren die nächste Nebenstrasse ab ins Hinterland. Vorbei an den Hügeln, die in verschiedenen Grüntönen leuchteten kutschierte uns das Auto in die Höhe. Das Zebra trug uns brav über Stock und Stein und durchs Wasser. Immer weiter bahnte es sich seinen Weg durch das Geröll bis auf 1600 Meter. Der Weg hat sich gelohnt. Das grün der Landschaft ist einem grau/braun gewichen und die Aussicht auf die umliegenden Berge einfach fantastisch. Unseren Nachtplatz fanden wir wenig später an einem Fluss dessen Rauschen beruhigend wirkte. So langsam musste ich mir wiedermal meine Haare waschen und der Fluss war sehr einladend mit seiner klaren Farbe. Er war allerdings eiskalt! Meine Kopfhaut hat sich regelrecht zusammengezogen.  

Nachdem wir den Rest der Canol Road und den Campbell Highway bis nach Watson Lake gefahren waren, bogen wir in den Cassiar Highway ein. Wir machten am Blue Lake Mittagsstopp. Dieser machte seinem Namen alle Ehre. Türkis leuchtete das Wasser. Wir sind danach nicht mehr allzu weit gefahren. Das Wetter sollte weiter südlich schlechter werden und wir wollten die Sonnenstrahlen noch geniessen. So haben wir unseren Nachtplatz an einem See aufgeschlagen. Wir haben gegessen, gechillt und ich habe fünf Meter vor dem Auto einen echt grossen Bärenpups entdeckt. Davon habe ich Stefan erstmal nichts gesagt, sonst hätten wir das Feld schleunigst geräumt und darauf hatte ich keinen Bock. Ob er uns wohl in der Nacht einen Besuch abstattet? Natürlich ist er nicht gekommen!  

Das nächste Highlight war die Telegraph Creek Road. Diese führt nach Glenora, wo sie früher Material hergeholt hatten für den Watson Lake Airport. Ein Gletscher hinterliess einen massiven Canyon. Auf einem kurzen Stück der Strasse befindest du dich sogar zwischen zwei Abgründen. Die Strasse windet sich rauf und runter. Die Nacht verbrachten wir am Abgrund des Canyons mit spektakulärer Aussicht! Beim Zurückfahren mussten wir aufpassen, dass wir keinen Fahrradfahrer mitnahmen. Wir wollten ja keine neue Figur auf der Haube haben. Es fand nämlich eine Tour de Telegraphe statt, die uns entgegenkommen sollten. Nun, wir haben auf dem gesamten Weg keinen einzigen Sportler gesehen. Zurück in Dease Lake trafen wir Deutsche, die von Guatemala hochgefahren sind, ein Paar mit einem Unimog und wer hätte das gedacht: ein alt bekanntes Wohnmobil fuhr auch noch ein. Marita und Silvia grüssten uns herzlich.  

Der 1. Juli ist Canada Day. Auf dem Farmers Market in Stewart gab es zur Feier des Tages leckere Muffins und Kinderunterhaltung. Das Dörfchen ist kleiner als erwartet. So entschieden wir uns weiter nach Hyder und zum Gletscher zu fahren. Ja du hast richtig gehört, wir hatten noch nicht genug von Gletschern. Wir überquerten also die Grenze nach Alaska, wo Hyder liegt. Danach führt die Strasse wieder nach British Columbia, wo der Salmon Glacier zu sehen ist. Und dieser ist einer der imposantesten, den wir je gesehen hatten. Etwa acht Kilometer fährst du entlang des Gletschers. Bei schönem Wetter wäre er auch vollends zu sehen. Leider hatten sich bei uns die Wolken über den Gletscher gezogen, sodass wir nur den unteren Teil sahen. Wir erblickten eine Strasse, die keine Reifenspuren aufwiesen und Richtung Gletscher führte. Mal schauen wie weit wir kommen. Leider führte sie nicht direkt zum Gletscher, aber zu unserem Nachtplatz mit direktem Blick auf den Gletscher. Es nieselte leicht und so krochen wir in unser Haus auf Räder und hatten einen gemütlichen Abend. 

Am nächsten Tag fuhren wir die Strecke bis zum Cassiar Highway zurück. Und schon wieder trafen wir die Mädels! Nach einem kurzen Schwatz ging es weiter. Wir entschieden uns, vom Cassiar Highway auf die Nebenstrasse Richtung New Ayinash nach Terrace abzubiegen. Die Strasse nach New Ayinash war überhaupt nicht schön zu fahren. Holprig und so gar nichts zu sehen. Wir dachten, das hätten wir uns sparen können. Doch dann waren die Bäume schlagartig weg und ein Lava Feld kam zum Vorschein. Wir waren im Nisga Territorium. Eine First Nation, die ihr Land selber verwaltet. Vor vielen Jahren hat die Natur sich ihren Boden zurückgeholt und die Dörfer der damaligen Bewohner unter dem Lava Bett begraben. Für die Ureinwohner ist dieses Gebiet daher ein Memorial. Meine Augen leuchteten, als ich entdeckte, dass es ganz in der Nähe Hot Springs gab. Nichts wie hin! Wir genossen das warme Bad, insbesondere da es regnerisch war. Als wir allerdings aus dem warmen Wasser stiegen, bemerkten wir, dass wir im Mückentempel gelandet sind. Ich hatte nur schon an einem Bein 15 Stiche und das innert Minuten!  

Mit der Suche nach Übernachtungsplätzen ist es so eine Sache. Manchmal sind wir zu wählerisch und manchmal geht die Strasse halt einfach nicht weiter, sodass wir viel umherfahren und gefühlt in jede Backroad rein. So war es auch an diesem Tag. Wir standen vor einer Brücke, wo auf der gegenüberliegenden Seite eine abgeschlossene Schranke war. Da war auch kein Weiterkommen durch den Fluss. Also fuhren wir in eine andere Nebenstrasse. Ich sah auf unserer Karte eine Strasse namens Radio Road. Wenn die auf einen Hügel führt muss es dort schön sein! Dementsprechend lotste ich uns dorthin. Die kurze Strasse hinauf war nichts für normale Autos, aber unser Zebra hat sie gut gemeistert. Die Strasse war gleichzeitig ein trockener Flusslauf mit vielen Auswaschungen, perfekt um die Verschränkung unseres Gefährts erneut zu testen. Es war so ein toller Ausblick, dass wir da wirklich die Nacht verbrachten. Am nächsten Morgen checkte Stefan das Öl. Als er die Motorhaube öffnete, erhaschte er gerade noch einen kurzen Blick auf die Maus, die über den Motorblock lief. Dieses gefrässige Ding hat ein Schaumstoffwürfel angeknabbert – zum Glück nicht noch mehr. Die Maus war unauffindbar. Falls sie nicht schon weg ist, wird sie auf der Fahrt fliegen gehen. 

Wenn Stefan langweilig ist, untersucht er immer das Auto. Was sich am nächsten Tag als eine gute Idee entpuppte. Er sass neben dem Rad und hörte tapsende Geräusche. „Die Maus?“, dachte er sich. „Aber das kann nicht sein, wir sind 200 Kilometer gefahren seither“. Anscheinend sass unser blinder Passagier die ganze Zeit in ihrem Versteck. Jetzt konnten wir nämlich ihren Schwanz sehen. Sie sass im Kühlergrill! Nach einem Kampf ist das Auto nun wieder mäusefrei.  

Im nächsten Beitrag erkunden wir noch mehr Backroads und kommen den Wildfires sehr nahe. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Silvia (Montag, 24 Juli 2017 05:59)

    Hallo,gute Bilder und toller Blog,da muss man einfach schreiben.der Fisch sah sehr gut aus. Marita macht ihre ersten Versuche.,beim Angeln.wo bleibt der nächste Blog.?
    Nun ich hoffe wir sehen uns nochmal, bevor es nach USA geht.

  • #2

    Yasmin (Montag, 24 Juli 2017 20:00)

    Hallo Silvia! Danke fürs Kompliment! Ja du weisst ja wie das ist mit dem Internet und den BIldern hochladen. Blog folgt aber noch diese Woche! Wir sind Morgen in Vancouver und danm nochmas einige Tage rund um Kelowna. Danach Richting Yellowstone. Sonst sieht man sich in Europa! �
    Liebe Grüsse
    Yasmin