Bekanntschaft mit Touristenmassen und Spanien

Nachdem wir die letzte Nacht am Edith Lake gestanden haben und sich der Rauch der Waldbrände spätabends über uns ausgebreitet hat, war er am nächsten Morgen komplett verschwunden. Wir sind früh aufgestanden, um den Massen an Touristen weitest möglich auszuweichen.  

Dies hat beim Maligne Canyon noch geklappt, wurde aber zunehmend unmöglich mit fortschreitender Uhrzeit und Weg. Die Parkplätze waren proppenvoll. Wir liessen es uns aber nicht nehmen, die Athabasca und Sunwapta Falls zu bestaunen und den Columbia Glacier aus der Ferne zu begutachten. Die Strecke durch die Rockies lädt alle 100 Meter zum Anhalten ein. Das Bergpanorama und seine Farben sind einzigartig! Auf halbem Weg zwischen Jasper und Banff bogen wir auf den Thompson Highway ab und fanden am Saskatchewan River ein schönes Plätzchen.  

Tags darauf spazierten wir an dem überlaufenen Aussichtspunkt des Peyto Lakes vorbei zu einem anderen mit weitaus weniger Betrieb. Der See leuchtet Türkis und die Wolken spiegeln sich im Wasser wieder. Wir wunderten uns, ob der Lake Louise diese Aussicht toppen konnte. An der Touristenhochburg angekommen gab es kaum noch ein Durchkommen geschweige denn Parkplätze. Wir hatten schon so viele atemberaubende Seen, Flüsse und Aussichten genossen ohne grossen Menschenauflauf. Daher nahmen wir schnell reiss aus (ohne einen Blick auf den See geworfen zu haben) und flüchteten regelrecht vor den Touristen. An der Wapta Falls Rec Site haben wir einen wunderbaren Schlafplatz mit Aussicht auf die Wasserfälle gefunden. Und das Beste: wir waren alleine da. Nur eines bereitete uns Sorgen: das Zebra. Bis Jasper lief es einwandfrei, doch seit den Rocky Mountains stottert es und bläst weissen Rauch hinten raus. Stefan hat ein wenig rumtelefoniert und schlussendlich die Einspritzmenge der Pumpe geändert, sodass mehr Diesel eingespritzt wird. Dies scheint bisher geholfen zu haben. Das Stottern hat aufgehört und er fährt sich merklich besser. Somit lag es einerseits an den neuen Einspritzdüsen, die jetzt richtig geöffnet sind und andererseits an der Höhe. Der Sauerstoffgehalt ist dort geringer. Der Diesel wird schlechter verbrannt. Es entsteht ein weiss/grauer Qualm. Dies war jedoch erst das erste Problem. Beim zweiten wissen wir noch nicht, was es sein mag. Es ist etwas ölfeucht zwischen Motorblock und Getriebe. Toyota hat zwischen der Ölwanne und Motorblock keine Dichtung verbaut sondern nur Dichtmasse, ich hoffe das diese genau dort undicht ist und nicht der Simmerring zum Schwungrad hin. Stefan meint, das beobachten wir mal. Dies hat er jedoch beim Kühler auch gesagt, als wir immer wieder Wasser auffüllen mussten. Und schwupps, waren wir mitten im Nirgendwo stecken geblieben. Wir beobachten es mal…  

Nach der ganzen Aufruhr sind wir an die Lussier Hot Springs gefahren. Diesmal ein Bad ohne Mücken, wie schön! Danach haben wir Blair und Gillian in Kimberley getroffen und mit ihnen wunderbare Tage verbracht. Sogar ein kleiner Roadtrip lag drin. Blair hat mich auf Facebook kontaktiert, wir sollen uns melden, wenn wir in der Nähe sind. Am Abend gab es ein Gartenkonzert von einem Canadian Idol Kandidat (weiss nicht mehr ob er auch gewonnen hat, klang allerdings toll) inklusive BBQ. Letzteres war super köstlich. Jeder hat etwas Essbares mitgebracht und Rob, der Host, hat dann alles gegrillt und als Buffet aufgebaut. So konnte Jeder von allem probieren. Das war Himmel auf Erden. An dem Abend haben wir Brett und Nicole kennengelernt, ein Kanadisch/Deutsches Paar und wurden gleich zum nächsten Abendessen eingeladen. Tags darauf waren wir am Lazy Lake, wo die Mutigen am Seil in den See gehüpft und von Felsen gesprungen sind. Zum Abendessen ging es ins geschmackvoll eingerichtete Haus von Brett und Nicole. Nochmals so ein toller Abend mit guten Gesprächen, netten Leuten und super Essen. Wir haben erfahren, dass in Kimberley eigentlich nur „Einwanderer“ wohnen. In Anführungszeichen, weil auch viele Kanadier die da wohnen nicht aus BC stammen. Ich habe mich sofort in dieses kleine, schnuckelige Örtchen verliebt. Im Sommer richtig heiss und im Winter richtigen Schnee aber doch angenehm kalt. Was will man mehr? Am nächsten Tag hatten wir grosses vor. Da unsere Gastgeber auch noch nie am White Boar Lake waren, entschieden sie mit uns zu kommen. Die letzten drei Kilometer waren schon sehr offroadig. Gillian wäre umgekehrt, wenn wir nicht dabei gewesen wären. Da hätte sie jedoch was verpasst. Mit den Kanus kamen wir direkt an den Gletscher ran und sogar drauf. Auf dem Rückweg trennten sich unsere Wege. Wir fuhren Richtung Gray Creek Pass, wo wir vorher an einem Fluss übernachteten. Den Pass nahmen wir am nächsten Tag unter die Räder, keine grosse Herausforderung für unser Zebra. In Crawford endet die Passstrasse in den Highway 3a. Unsere Route führte mit der Fähre über den Kootenay Lake nach Nelson. In der Gegend gibt es einige solcher kostenlosen Fähren, ein tolles System. Die Örtchen hier haben alle ihren eigenen Charakter. Durch Grand Forks sind wir durchspaziert und haben dabei einen Laden entdeckt, wo es eine riesige Auswahl an Saucen gab, Schärfen aller Art. Dies war natürlich das Paradies für Stefan.  

Für die Nachtplätze bevorzugen wir ruhige, abgeschiedene Orte. In unserem Mapbook haben wir die Marshall Lake Rec Site ausfindig gemacht. Jetzt mussten wir nur noch die richtige Abzweigung erwischen. Als wir ankamen, waren drei Jungs am Baden. Abends waren wir jedoch alleine. Ein toller Ausblick auf den See und so viele Erdmännchen und Blumen um uns herum. Ich konnte gar nicht aufhören, diese kleinen Tiere zu beobachten. Und vor allem konnte ich nicht glauben, dass an diesem wunderschönen Platz niemand ist. Stefan ist am Morgen extra früh aufgestanden um zu Angeln. Hat leider nichts gefangen. Er kam mit drei Auswanderern aus Polen ins Gespräch welche auch ihr Glück versuchten. Nach drei Stunden hatten sie über acht Fische und schenkten uns beim Abschied welche zum Abendessen.   

Es war eine Wohltat für die Augen, als wir ins Okanagan und dann ins Similkameen Valley hineinfuhren. Die Umgebung änderte sich, es wurde trockener und war somit nicht mehr so grün. Nämlich nur noch da, wo bewässert wurde. Als wir in Osoyoos einfuhren, kam von beiden ein „Sind wir in Spanien?“ wie aus der Kanone geschossen. Das südliche Flair lag in der Luft: die Häuser anders gebaut und leicht rosa angestrichen, heisse Temperaturen, Leute in knappen Shorts und Badehose.  

Weiter fuhren wir Richtung Vancouver, wo wir uns mit Freunden aus der Schweiz treffen werden.  

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