Jetzt ist er gekommen: Der grosse Tag des Grenzübertritts! Wir wollten geradewegs nach Creston zur Grenze fahren. So war der Plan. Und dann geschah das Leben. Getreu nach dem Motto: Life happens when you´re busy making plans!
In New Denver wollten wir noch kurz das Wifi checken. Da riet uns der junge Mann, der schnellste Weg nach Creston führt über Kaslo und mit der Fähre nach Crawford. Also passten wir unsere Route an. In Kaslo hielten wir kurz an einer Garage, in der Stefan unseren Luftfilter ausblies. Gerade im selben Moment spazierte ein Herr vorbei und fing an, mit uns zu quatschen. Er erzählte uns von seinen Plänen, einer Reise nach Südamerika. Beinahe schüchtern fragte er, ob wir Zeit und Lust auf einen Kaffe hätten? Klar, sagten wir eintönig, die Grenze war auch noch in ein paar Stunden geöffnet. Insgeheim war ich fast froh, konnten wir den Grenzübertritt ein wenig hinausschieben. Da wir beide keinen Kaffee trinken, braute er uns einen Tee. Dazu kosteten wir von dem selbstgebackenen Huckleberry Muffin. Ein Traum, das beste Muffin seit langer Zeit. Und dies obwohl ich lieber Schokolade als Beeren mag.
Bis nach Creston ging es danach nicht mehr lange. Und auch der Grenzübertritt war alles andere als in der TV Serie „Border Security“ gezeigt. Der wirklich nette Beamte fragte uns lediglich kurz ob wir Waffen oder Früchte dabei hätten. Waffen nein, Früchte ja. In unter drei Minuten waren wir in den „Below 48“ eingereist, wie man die südlichen Staaten in Alaska nennt. Wir konnten erst noch unsere Früchte mit rüber nehmen. Unser erster Stellplatz in den USA war ein National Forest, wo man kostenlos campen durfte. Sogar Feuer war noch erlaubt! Nach einem Monat ohne Grillieren freuten wir uns auf den Fisch über dem Feuer und einem kalten Bier.
Du solltest meinen, wir seien uns Distanzen mittlerweile gewöhnt. Doch bei der Fahrt durch Montana dachten wir, wir kommen nicht vom Fleck. Dazu kamen die Walbrände. Anstatt von Kalispell direkt runter über Missoula zum Yellowstone zu fahren, ging es gen Norden durch den Glacier Nationalpark und auf der östlichen Seite der Rockies nach Süden. Die Fahrt durch den Nationalpark war im Nachhinein gar nicht so schlecht. Die Aussicht war wunderschön. Davon haben wir die restlichen Fahrstunden immer noch geträumt. Denn die Fahrt durch Montana ist endlos und zum grössten Teil Farmland. Leider konnten wir wegen des Rauchs die Rocky Mountain Range nur ganz schwach ausmachen, was auch nicht viel half. Doch plötzlich tauchte auf der linken Seite ein knallgelbes, ewig grosses Feld auf. Sonnenblumen soweit das Auge reichte!
Der nächste Tag war unser Fahrtag. Es zog uns immer weiter. In Helena wollten wir schauen, wie teuer der Campingplatz war. Aber 29 Dollar für einen Platz ohne Schatten wollten wir dann doch nicht ausgeben. Somit liess die richtige Dusche auf sich warten. Kurz vor Townsend am Canyon Ferry Lake bezogen wir Camp und hatten unsere erste Erfahrung mit arroganten Amerikanern. Mit Aussicht auf den See und kühler Briese sass ich in meinem Stuhl am Lesen. Auf dem Platz vor uns war ein kleiner Wohnwagen abgestellt. Die umliegenden Plätze (nicht direkt am See liegend) waren alle noch frei. Ein weisser Pick-up fuhr die Strasse entlang und hielt vor mir. Die Frau hinter dem Steuer fragte mich auf welcher Campsite wir denn wären. Ich zeigte auf die Nummer, wo wir uns registriert hatten. Wieso sie das denn interessiere? Sie meinte, der Platz vor uns sei ein Doppelstellplatz. Einige Minuten später rollten sie mit ihrem fünften Rad, wie die monströsen Anhänger genannt werden, ein. Sie parkten ihn auf dem Stellplatz vor uns, also zwischen dem schon platzierten Wohnwagen und unserem Auto. Unsere nette Aussicht auf den See wich der Aussicht auf das weisse Monster. Ich traute meinen Augen kaum. Ihnen zuzusehen, wie sie den Wagen versuchten gerade auszurichten war aber herrlich. Gute 30 Minuten ging das Prozedere. Unsere anderen Nachbarn waren allerdings das pure Gegenteil. Beinahe scheu fragten sie uns ob wir auf einen Burger rüberkommen wollten. Sie waren neugierig, trauten sich jedoch nicht wirklich Fragen zu stellen. Also plauderten wir von unseren Erfahrungen und lachten mit ihnen über die Arroganz der Leute mit dem Monster. Ein anstrengender Fahrtag wurde nett ausgeklungen und mit einem super schönen Sonnenuntergang gekürt.
In Bozeman passierte etwas, mit dem wir nicht gerechnet hätten. Franco kam auf dem Home Depot Parkplatz auf uns zu. Er fragte, ob wir bis in den Süden wollen. Als wir bejahten, zeigte er auf seinen blauen VW Bus mit argentinischem Kennzeichen. Das gibt es ja nicht! Es war derselbe Bus, den wir in Dawson City und Alaska mehrere Male gesehen hatten – leider ohne Insassen. Und mitten in Montana sollten wir Franco dann doch noch treffen. Was für ein schöner Zufall, oder ist die Welt doch kleiner als man denkt? Franco möchte eigentlich nach Asien verschiffen, Europa und Afrika noch bereisen. Lachend meinte er, wenn das nicht klappt sehen wir uns auf dem Weg in den Süden wieder!
Früh morgens sind wir kurz vor Gardiner gestartet, um in den Yellowstone Nationalpark zu gelangen. Die Loop Road ist eine Acht, wenn man die ganze fährt. Wir entschieden uns, von Norden die acht Richtung Osten zu fahren und am West Eingang zu campen. Die Umgebung im Nordosten ist noch „normal“. Es gibt schöne Wiesen, Berge, Täler und natürlich den Grand Canyon of the Yellowstone, wo wir die Falls besichtigten. Am Mittag waren wir am Norris Geysir Becken. Und mit uns auch tausend andere Touristen. Die Strasse zum Parkplatz war geschlossen wegen vollem Parkplatz. Naja, wir probierten es trotzdem. Denn es kommen ja ab und zu auch welche raus und da steht kein Männlein, der das reguliert. Wir quetschten uns in eine Lücke. Glücklich sind wir die Runde mit all den wunderbaren Geysiren gelaufen. Es ist faszinierend, was die Natur erschafft. Die Artist Paintpots weiter westlich, zählen zu meinem Lieblingssujet. Wie schon der Name suggeriert, dachte ich an viele Farben und wurde nicht enttäuscht. Der Ausblick war gewaltig schön. Du siehst auf ein Meer von Kolorierungen. Ein Becken weiter war ein Mud Pot. Der Schlamm kochte und blubberte. Die Blasen hinterliessen tolle Muster auf der Oberfläche. Für den ersten Tag hatten wir genug gesehen. Weil alle Campingplätze ausgebucht waren, fuhren wir im Westen aus dem Park. Da hatte es einige kotenlose Campspots. Blöderweise entschieden wir uns für einen sehr Moskitohaltigen. Halb so schlimm, wir gingen früh schlafen und waren am nächsten Tag vor 7 Uhr on the road. Es war kalt, die Sonne hat geschienen und der Nebel von den Geysiren war mystisch. Wir schauten uns das Midway Geysir Basin an und sind dann auch noch auf den Lookout gelaufen. Letzterer befindet sich beim Mystic Falls Parkplatz. Von da oben hast du einen grossartigen Ausblick auf den Grand Prismatic. Zum Schluss mussten wir natürlich beim Old Faithful Geysir anhalten. Dies ist die grösste Attraktion. Konnte man auch gut an den vielen zur Verfügung stehenden Parkplätzen sehen. Er war cool anzusehen, als er Wasser spie. War allerdings nicht meine Hauptattraktion. Dazu muss ich sagen, dass wir die Geysir Runde nicht gelaufen sind. Wir hatten zu dem Zeitpunkt genug von den Touristenmassen und sehnten uns nach ein wenig Ruhe.
Diese haben wir im Grand Teton Nationalpark gefunden. Der Park schliesst beinahe nahtlos an den Yellowstone Nationalpark an. Wir fanden eine Nebenstrasse, die zur Spalding Bay führt und waren augenblicklich alleine. Später kamen Richard und seine Frau dazu. Sie stammen aus den USA und haben auch einen Toyota. Nicht nur Tips zu Garagen oder Webseiten erhielten wir. Er meinte, wir sollten zum Shadow Mountain hochfahren. Am Wegesrand und mit tollen Aussichten sind überall Campsites – kostenlos natürlich. Auf dem Berg angekommen staunten wir nicht schlecht ab der phänomenalen rundum Sicht. Leider konnte man die Bergkette rund um den Grand Teton nur schwach ausmachen. Wiedermal war der Rauch der Waldbrände Schuld. Trotzdem, der Weg da hinauf ist jedem zu empfehlen. 4x4 und hohe Bodenfreiheit lassen dich hoch hinaus, aber auch mit einem normalen Auto wirst du unten einen Platz finden.
Nun geht es weiter gegen Westen. Lese im nächsten Beitrag, wie wir uns auf dem Mond gefühlt haben.
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