Vom Mond in die Wüste

Aufgrund der Hitze probieren wir, die Sehenswürdigkeiten jeweils möglichst am Morgen zu begutachten. Dies bedingte für den Craters of the moon, dass wir in der Nähe übernachten wollten. Dank der iOverlander App haben wir den perfekten Platz gefunden. Zwischen Hügeln und Kühen stellten wir unser Zebra hin und wurden mit einem tollen Sonnenuntergang beschenkt. Ein Mann im Pick-up fuhr zweimal an uns vorbei und hielt beim zweiten Mal. 

Wir haben mit ihm geredet und es stellte sich heraus, dass wir auf seinem Land stehen. Er war jedoch super lieb, hat uns stehen lassen und wir konnten sogar den Kälbchen die Flasche geben. Zum Abschied gab er uns Hackfleisch von einem seiner Rinder – die Burger am nächsten Tag schmeckten vorzüglich. Am Tag darauf ging es dann also auf den Mond. Wir fuhren zwischen Lava und Vulkankegel hindurch, allerdings beinhaltet die Landschaft mehr Leben als ich mir auf dem Mond vorstelle.  

Eine weitere schöne Begegnung machten wir kurz vor Oregon an einem Fluss. Nachdem wir unser Camp aufgeschlagen hatten kamen zwei Jungs und wateten durch den Snake River zu einer Insel, ihrem lokale Fischerspot. Als sie zurückkamen schenkten sie uns den grössten Fisch, den wir je besessen hatten. Wir sassen noch lange zusammen und haben gequatscht. 

Die letzten Wochen hatten wir in sehr heissen Temperaturen verbracht. Tagelange Fahrten mit kaum einer anderen Aussicht als die einfältige, trockene Landschaft. Die Strasse schlängelte sich in einen Wald. Es war so schön, wieder einmal grün zu sehen, Bäume, die so hoch waren wie Häuser und den Duft des Holzes zu riechen. Noch schöner war der Regen. Endlich fielen einige Tropfen vom Himmel, die ersten seit Wochen! Die Luft kühlte merklich ab, sodass ich meine langen Hosen wiedermal anziehen musste. Wir fuhren weiter durch den Wald und am Ende der Strasse gab der Wald die Sicht frei auf grüne Hügel. Sommerregen, der Geruch nach feuchtem Holz und Wald: ja hier konnten wir bleiben. 

In Oregon wollte ich unbedingt die Painted Hills sehen, rot leuchtende Hügel. In der Picknick Area haben wir unseren riesigen Fisch gebraten, welchen wir von den Jungs geschenkt bekamen. Nach diesem Festmahl waren wir also bereit für das Naturspektakel. In den Sandhills roch es irgendwie nach Anis. Die Schatten der Wolken fielen auf die bemalten Hügel und gaben dem Bild einen dunkleren Ton. Am Abend dirigierte ich Stefan in den National Forest hinein, wo wir einen Schlafplatz fanden. Beim Erkunden dessen, bewegte sich der Boden. Es waren tausende kleine Frösche auf Wanderschaft.  

Das kleine Dörfchen Sisters weiter westlich war ganz schnuckelig. Wir haben mexikanisch gegessen und uns in den öffentlichen Duschen sauber gemacht. Danach ging es Richtung Bend und auf den Cascade Highway. Auf dem Lava Flow Campground legten wir eine Pause ein. Wie der Name schon verrät, gibt es da ein riesiges Lava Feld. Und dieser Berg wollte erklommen werden. Es ging immer höher hinauf denn kaum war ich oben angelangt, sah ich dahinter einen noch höheren Haufen. Wir fuhren um den See auf die andere Seite des Davis Lakes. Hier hatte es mal gebrannt. Viele Wege waren nicht mehr zu befahren und es gab keine grossen Bäume. Dagegen aber eine heiden Anzahl an Vögel und Schmetterlingen. 

Im Crater Lake Nationalpark fuhren wir einmal um den tiefblauen See herum und stiegen dann hinab. Der einzige Zugang zum See liegt im Norden. Es war heiss und so sprang ich kurzentschlossen in den eiskalten See. Stefan nahm seine Angel mit. Denn Fischen ist ohne Lizenz möglich und man darf sogar alle gefangenen Fische behalten. Dies hatte Stefan auch getan. Und so kehrten wir mit Null Fischen zum Auto zurück. 

Auf der Suche nach einem kühleren Fleck sind wir am Medicine Lake gelandet. Es war so schön da, dass wir gleich zwei Nächte geblieben sind. Nicht nur der See war wunderbar auch die Leute, die wir da getroffen hatten. Und wir waren auf knapp 2000 Höhenmeter, was sich positiv auf die Hitze auswirkte. Allerdings waren wir nicht die einzigen Bewohner des Campingplatzes. Wir teilten das Land mit tausenden Eichhörnchen, die spielend um uns herumrannten. Eines war sogar so frech und ist in unser Auto gelangt. Es hat mich angeschaut und ist nach vorne abgehauen. Kam jedoch wieder unversehrt aus dem Auto, aber nicht ohne einen Angstschiss zu hinterlassen. 

Als wir weiterfuhren kamen wir in eine Gegend mit vielen Stauseen. Am McCloud Stausee fanden wir ein Plätzchen auf einer Art Podest. So sassen wir in der ersten Reihe, als der Adler anfing zu Fischen. Es war ein Schauspiel. Plötzlich segelt der Adler aufs Wasser zu, mit einem Platsch taucht er hinein und ist nicht mehr zu sehen. Sekunden später hebt er wieder in die Luft. 

Den nächsten super Platz off the beaten track fanden wir am Taylor Lake. Das letzte Stück Strasse zum See ist nur mit hoher Bodenfreiheit und 4x4 zu befahren. Also genau das richtige für unser Zebra. Mit Blick auf den See und die gegenüberliegenden Felsen schlugen wir unser Camp auf. Die Eichhörnchen machten Radau, die Grillen zirpten und die Sonne färbte den Himmel rund um uns ein. Es war magisch rot bis violett und nicht nur da wo die Sonne unterging. Am nächsten Morgen weckte mich meine volle Blase und die Sonne blinzelte mir ins Gesicht. Es war also Zeit aufzustehen. Weiterschlafen konnte ich ja in der Hängematte. Später erkletterte ich die Felsen am gegenüberliegenden Ufer. Es war einfach ein fantastischer Platz. Wäre da nicht meine Freundin Jenny, die wir treffen sollten, hätten wir glatt nochmals einige Tage angehängt. 

Da wir uns knapp ein Jahr nicht mehr gesehen hatten, weil Jenny und Beat schon vor uns auf Weltreise aufbrachen, freute ich mich riesig aufs Wiedersehen. Wir trafen die Weltreisenden in Oroville beim Walmart, wo die beiden uns natürlich gleich erspähten - das fahrende Zebra ist ja auch unübersehbar. Die ersten drei Nächte verbrachten wir auf einem Camping im Wald und haben das nächste Abenteuer Burning Man Festival geplant. Danach ging es los Richtung Reno, wo wir unsere Playa Bikes abholen konnten. Entgegen den Befürchtungen, dass viele Burner dort sind, war es sehr ruhig. Auch die Strassen rund um Reno waren nicht sonderlich befahren. Dennoch wappneten wir uns für eine lange Wartezeit, bis man endlich im Gelände war. Die Strasse ab Fernley nach Gerlach füllte sich und so waren wir mit vielen anderen Burnern unterwegs im Konvoi. Du siehst die Wüste schon von weitem. Oder besser: die Staubwolken. Nach beinahe drei Stunden Anstehen waren wir im Gelände und suchten unseren Campspot. Gleich zu Beginn wurden wir von diversen Nachbarn begrüsst wie alte Freunde. Genau dies ist das Gefühl, das die ganze Woche über bleibt. Du kannst sein was du bist, kamst einfach ins Gespräch, es fühlte sich an wie ein grosses Zuhause. Nachts verwandelt sich das ganze Gelände in ein Meer aus Farben. Überall blinkten die Art Cars, einige fuhren sogar feuerspeiend umher. Auch die Art Installations auf der Playa sind beleuchtet. Mit unseren Leuchtsticks an den Fahrrädern gingen wir eigentlich unter. Vor dem Burning Man Erlebnis war es für uns alle ein „once in a lifetime“ Projekt. Im Nachhinein muss ich sagen, irgendwann werde ich wieder hingehen – mit Sack und Pack wenns sein muss.  

Nach dieser Woche im Staub, waren wir alle froh um eine lange Dusche für Mensch und Maschine. Innerhalb eines halben Tages waren die Autos wieder soweit sauber, dass wir zum Lake Tahoe fuhren und danach einige Tage am New Melones Lake und am Sacramento River ausspannten. Die Woche verging wie im Flug. Es tat gut, wieder mit einer Freundin von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. Vor allem, weil sie genau weiss wie es ist mit dem Partner 24/7 zusammen zu sein und welche Höhen und Tiefen dies mit sich bringt. Schön war’s, danke Beat und Jenny!  

Jetzt sind wir in Sacramento bei Freunden, die wir in einer Rest Area in Kanada getroffen hatten. Dave ist ein Toyota Fan. Nachdem er unser Zebra gesehen hatte kamen wir ins Gespräch und wurden prompt eingeladen. Hier sind wir nun bei Dave und Teri. Wir tanken unsere Reisebatterien wieder auf. Und für unser Zebra gibt es auch was Neues. Mehr davon erfährst du im nächsten Bericht. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Silvia (Mittwoch, 27 September 2017 07:15)

    Super tolle Sachen,schön zusehen wo ihr wart.und wieder sehr gut geschrieben.wenn endlich Regen fällt ist super.hatten wir auch ,

    Nun werde es weiter verfolgen ,würden uns aber freuen wenn es doch noch klappen würde oder könnte das man sich sieht.

    Bis dahin Silvia

  • #2

    Yasmin (Mittwoch, 27 September 2017 22:19)

    Hallo Silvia!

    Nach Phoenix werden wir wohl nicht kommen. Wir sehen uns in Deutschland wieder.

    Lg yasmin