Viva Mexico!

Auf dem Festland wüten die Drogenbarone. Das Land sei gefährlich und die Polizei korrupt. Beides mag wohl stimmen. Wir aber kamen nie in Kontakt damit. Im Gegenteil, überall wurden wir mit einem strahlenden Lächeln begrüsst und alle haben uns mit Freude weitergeholfen wenn wir nicht weiterwussten.  

Das Abenteuer Mainland Mexico begann mit mexikanischer Gastfreundschaft. Südlich von Mazatlan lernten wir das Ehepaar Maria und Jose kennen. Sie luden uns ein, bei sich im Garten zu campen, als wir fragten, ob wir am Strand vor ihrem Haus stehen dürften. Es war Wochenende und Zeit für eine Fiesta.  Wir erlebten, wie ein ganzes Schwein auseinandergenommen wurde und durften das Fleisch sogar kosten. Zum Nachtisch schlug Jose für uns eine Kokosnuss aus seinem Garten herunter. Das Kokosfleisch assen wir mit Zitronensaft und Salsa picante.  

Nach diesem Schmaus fuhren wir weiter nach San Blas. Um 9.00 Uhr morgens war schon die gesamte Stadt unterwegs. Die Kinder erschienen in Kostümen und die Hauptstrasse war gesperrt. Auf meine Frage hin, was heute besonderes los ist, antwortetet mir der Polizist es sei der 20. November! Das ist in etwa so, wie wenn ich in der Schweiz jemandem erzähle es ist halt der 1. August, der keine Ahnung hat, dass dies unser Nationalfeiertag ist. Der Polizist erklärte mir dann aber, dass es der Tag der Revolution ist und die Kinder eine Parade aufführen. Wenig später zogen die ganz Kleinen durch die Strasse. Verkleidet oder tanzend bewegten sie sich vorbei an der Tribüne, wo der Stadtpräsident sass. Inbrünstig ertönten immer wieder die Rufe „Viva Mexico!“. Die Mexikaner sind ein stolzes Volk.  

Es ging weiter Richtung Tequila. Vorher übernachteten wir auf dem Vulkan Ceboruco. Nach den letzten Wochen in Wüste ähnlichen Gefilden war dieser Platz wunderbar. Umgeben von grünen Pflanzen und Bäumen liessen wir den Tag ausklingen und erkundeten die Fumeroles. Das sind kleine Löcher, aus denen heisser Dampf entsteigt. Und mit heiss meine ich siedend heiss! Meine Hand zog ich gleich wieder zurück. In Tequila angekommen mussten wir natürlich auf eine Tequila Distillerie Tour. Es war sehr spannend und wir konnten einige probieren. In der gesamten Umgebung kannst du die Agaven sehen, aus denen das alkoholische Getränk gewonnen wird.  

Unser Nächster Stop war Guadalajara. Endlich mal wieder eine richtige Dusche und ein Bett. Wir gönnten uns ein Hotelzimmer mit dazugehörigem Parkplatz für unser Zebra. Von da aus erkundeten wir die Altstadt. Einiges restaurierten sie gerade. Trotzdem konnten wir sehen, wie majestätisch die Altstadt ist. Wir fanden ein feines Restaurant und gingen auch wieder mal shoppen. In den grossen Städten gibt es nämlich alles, was das Herz begehrt.  

Insgesamt verbrachten wir zwei Tage in der Werkstatt. Der erste in Zacapu, vor dem Lago de Patzcúaro. Wir konnten freundlicherweise die Grube und den Rangierwagenheber benutzen. Der interessierte Mechaniker legte sich auch selber unters Auto um Stefan bei der Problemsuche zu unterstützen. Die Buchsen haben wir gewechselt und das Radlager nachgestellt. Mal schauen, ob der Linksdrall nun weg ist. Da wir nicht in der Dunkelheit fahren wollten, übernachteten wir gleich da. Die Angestellten des Restaurantes von nebenan waren alle total lieb am nächsten Morgen. Wir konnten ihre Toilette nutzen und sie haben extra Tee besorgt, weil wir keinen Kaffe trinken.  

In Patzcúaro  auf dem Campingplatz stach uns gleich der Toyota Landcruiser ins Auge. Es waren Kim und Tanja von Hinter dem Horizont. Der Platz war schön und die Umgebung toll. Zwei Tage blieben wir. Ich machte einen Ausflug auf die Insel Janitzio, während Stefan Kim half beim Ausbau der Standheizung. Mit dem Boot ging es auf den See. Auf der Insel angekommen wimmelte es von Souvenirläden. Jedes Haus war praktisch einer. Wer soll das denn alles kaufen? Von dem Aussichtspunkt inmitten der Insel war es spannend, dem Treiben zuzusehen. Zurück auf dem Festland machte ich einen Abstecher auf den Markt. Und am Abend sassen wir alle beisammen bei einem grossen Stück Pizza und die beiden erzählten wie aus dem Nähkästchen von ihren Abenteuern in Afrika.  

Ein weiteres Highlight waren die Monarchfalter. Die Schmetterlinge überwintern jedes Jahr in Mexico. Sie flogen von Kanada und den USA den langen Weg hierher. Sind wir ihnen gefolgt oder sie uns? Während des Aufstiegs schnaufte ich nicht schlecht, wir waren auf über 3000 MüM und jede Bewegung strengte mich mehr an als normal. Oben angekommen war doch alles vergessen. Beim ersten Sonnenschein flogen die Tierchen umher. Es war unglaublich. Ganze zwei Stunden sass ich da und sah ihnen zu.  

Den zweiten Garagentag legten wir in Poza Rica ein. Da der Linksdrall nicht weg war, wollten wir die Spur vermessen lassen. Die erste Werkstatt war ein Reinfall. Weder Spiegel noch Computer hatte der Mechaniker, um die Spur zu vermessen. Mit dem Zollstock wollte er sich an die Arbeit machen. Da hätte es uns schon dämmern sollen, dass wir die Räder besser auch nicht hier wuchten liessen. Haben wir jedoch trotzdem gemacht. Als wir wegfuhren war das Hämmern des Lenkrads stärker als je zuvor. Es ging zur nächsten Werkstatt. Der Mechaniker da hat nur den Kopf geschüttelt und gesagt, es seien auch nur Gewichte auf der einen Seite des Rades angebracht worden. Gott sei Dank hatte dieser eine Spurvermessung mit Computer. Doch leider konnte er weder die Spur- noch die Lenkstange drehen, so eingerostet waren diese. Nach erfolglosem Probieren schickte er uns zur dritten Werkstatt. Diese hätte einen Bunsenbrenner. Damit konnte man das Gewinde der Stangen heiss machen damit die Stangen gelöst werden können. Wohlgemerkt, wir waren innerhalb eines Tages bei drei Werkstätten. Letztere hatte aber leider das Heissmachding nicht und schickten uns in eine Hinterhofwerkstatt zum El Chequer. Auf der Strasse wollten sie die Stange ausbauen, damit sie heiss gemacht werden kann. Ich sah schon Stefans Blick, der alles sagte. Dann liessen wir diese doch lieber von einer richtigen Werkstatt ausbauen und wenn nötig mit der Stange alleine zum El Chequer. Da es schon spät war, sollten wir am nächsten Morgen wiederkommen. Tja, wo bleibt man die Nacht in einer grossen Stadt? Wir hatten während des Wartens Jose kennengelernt. Dieser rief gleich seinen Freund Adiel an, der bei Toyota arbeitet, und der auch ruck zuck erschien. Unser Auto musste begutachtet werden. Und am Ende lud er uns zu sich nach Hause ein. Wir genossen einen netten Grillabend mit seiner und zwei befreundeten Familien inklusive Jose. Am nächsten Morgen um Punkt 9.00 Uhr konnten wir unseren Hobel auf die Fläche schieben in der Garage. Die Stange war ruckzuck ausgebaut. Danach kam erst die richtige Arbeit. Zu zweit drehten sie die Stange hin und her bis sich diese mehr als nur einen Millimeter bewegte. Nach vier Stunden, einem Mittagessen mit der ganzen Mannschaft und einige Pesos leichter machten wir uns am Nachmittag auf den Weg zu den Ruinen von El Tajin.  

Über die Costa Esmeralda ging es weiter. Wir sahen uns nochmals Ruinen, an liessen die Stadt Veracruz links liegen und frühstückten in Tlacotalpan. Am Lago de Catemaco übernachteten wir im Dschungel mit Brüllaffen und Vogelgezwitscher. Unser nächstes Abenteuer führte uns dann nochmals ans Meer zu einer Fischerfamilie. Die Strasse begann vielversprechend. Nämlich mit einer Fähre im Ort La Barra. Nicht wie du jetzt denkst, es war nur ein Floss welches von einem Motorboot gezogen wurde. Der Kapitän steuerte das Boot gekonnt in die Strömung, sodass wir am anderen Ufer millimetergenau am Landeplatz ankamen. Über Stock, Stein, durch Rinnsale und Melm führte uns die Piste. Mit fantastischer rundum Aussicht verspeisten wir unser Mittagessen. Es waren sanfte Hügel, die endlos zu sein schienen. Das grün um uns leuchtete, die Kühe grasten und stapften in aller Ruhe zur Seite wenn wir kamen. Stau bekam hier eine ganz andere Bedeutung. In Los Arrecifes habe ich nach einem Zugang zum Meer gefragt und wurde in die richtige Richtung dirigiert. Am Strand wohnten die Fischer. Drei Brüder mit ihrem Vater in verschiedenen Hüttchen. Die hatten aber nichts dagegen, dass wir die Nacht bei ihnen verbrachten. Im Gegenteil, der älteste Bruder lud uns zum Abendessen zu sich ein. Es gab Krebse. Dies hat uns sehr gerührt, vor allem als wir im Gespräch mitbekamen, dass er seine Kinder nicht zur Schule schicken kann, weil das Geld nicht reicht. Die Mädchen waren zuckersüss. Bei denen sah das Krebse essen jedoch wesentlich leichter aus! 

Am nächsten Morgen war ich schon früh wach und schlenderte am Strand entlang. Plötzlich zeigte ein Fischer, den ich noch nicht kannte auf einen Haufen Federn, die am Baum angebunden waren. Er meinte, das Huhn wurde uns geschenkt. Ich musste zweimal hinschauen, ein quitschlebendiges Huhn hockte vor mir! Zum Glück konnte mir unsere Nachbarin helfen, das Tier zu töten und auszunehmen. Zum Frühstück gab es dann also ein „Caldo“, eine Hühnersuppe. Gestärkt gingen wir zurück zum Haus des Vorabends, um das Auto unseres Gastgebers herauszuziehen, das im Schlamm feststeckte. Ein Fischerseil diente als Zugseil. Das Zebra rupfte den Pickup regelrecht aus dem Schlamm. Es waren alle happy und wir setzten unseren Weg fort.  

Nach einer heissen Nacht auf einer Pemex Tankstelle erreichten wir Palenque. Dem UNSECO Weltkulturerbe erstatteten wir frühmorgens Besuch. Nur mit wenigen anderen Touristen mussten wir uns die Stätte teilen und so schlenderten wir in Ruhe durch die Pyramiden. Es ist nur sehr wenig zugänglich, vieles liegt noch in den Tiefen des Dschungels versteckt.  

Die letzte Nacht bevor wir Sandra und Geoffrey in Belize City abholten verbrachten wir an der Laguna Bacalar. Die Lagune der sieben Farben. Und die waren intensiv. Schaukeln im Wasser oder chillen in der Hängematte? Wir hatten die Qual der Wahl.  

Die Mexikaner sind ein fröhliches und stolzes Volk und sehr hilfsbereit. Wir fühlten uns immer willkommen und sicher in diesem Land.  

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Kommentare: 1
  • #1

    Silvia (Sonntag, 31 Dezember 2017 16:06)

    Tolle Bilder und wie immer gut geschrieben,aber das Bild von deinem Tauchgang einfach klasse. War Stefan auch in der Tiefe?
    Weiter so und toi toi toi mit Zebra.

    Ein tolles Jahr 2018 für euch.
    Vlg Silvia