Guatemala

Wir hatten uns spontan mit Till und Katrin verabredet um gemeinsam Silvester zu feiern. Also ging es noch im Jahre 2017 über die Grenze nach Guatemala. Das Verlassen von Belize war überhaupt nicht so locker wie wir das Land kennengelernt hatten.  

Wie bei jedem Grenzübergang müssen wir zuerst ausreisen. Dazu gehört das Auto austragen lassen. Sollte eigentlich ganz einfach sein, nur wollte der Beamte plötzlich Geld sehen. Wieso? Er wollte etwas dazuverdienen. Denn seine Begründung wir dürften gemäss Visum erst in 10 Tagen ausreisen war sehr zweifelhaft. Hastig gab er dann jedoch die Papiere an Stefan zurück und meinte er solle schleunigst verschwinden, bevor er es sich anders überlegt. Die Einreise nach Guatemala ging innerhalb 45 Minuten von statten. Es waren viele Helfer zugegen, die aber nicht aufdringlich waren. So düsten wir nach Santa Elene, kauften richtig ein und fuhren zum ausgemachten Camping gegenüber der Halbinsel Flores. Es stellte sich als der perfekte Platz heraus. Ein wenig erhöht, hatten wir einen atemberaubenden Blick auf Flores und die Dörfer auf der anderen Uferseite. Für die Silvesternacht mit tausenden von Feuerwerken also prima. 

Die Insel Flores ist mit einer Lancha leicht zu erreichen. Der Ort ist klein und wir waren in zwei Stunden durchgeschlendert gesehen. Am nächsten Tag ging es für uns ein Stück zurück nach Uaxactun. Das kennst du nicht? Aber vielleicht sagt dir Tikal etwas? Dachte ichs mir doch! Ersteres ist eine Maya Stätte die nördlich von Tikal zu finden ist. Wir fuhren hoch und übernachteten gleich da. Es war menschenleer dafür affenvoll. Die Tiere kletterten in den Bäumen umher.  Nachdem ich auf den Pyramiden umhergekraxelt bin setzte ich mich hin und sah den Affen beim Spielen zu. Um Tikal zu sehen aber nicht nochmals den Eintrittspreis zu bezahlen parkten wir bei einem Restaurant im Gelände. Die Pyramiden in Tikal sind gigantisch und deshalb sehr beeindruckend. 

Nach einem Stopp in El Remate und Einkaufen in Santa Elena ging es weiter zur Finca Ixobal. Eigentlich ein toller Ort, aber durch den Regen waren die Wege sehr matschig und bei Regen sieht auch alles nicht ganz so toll aus. Ausserdem wollten wir mit Till und Katrin eine Offroad Strecke in Angriff nehmen. Auf dem Weg zu ihnen musste Stefan das Öl checken und da brach doch tatsächlich die Ölablassschraube. Ich suchte im nahe gelegenen Dorf nach einer passenden Schraube. Das war wortwörtlich die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Jose der mich auf seinem Moped ins Dorf fuhr half mit. Nach einem kurzen Abstecher ins Schloss in San Felipe trudelten wir noch vor Sonnenuntergang bei den heissen Wasserfällen ein. Wir wärmten uns im warmen Wasser und schmiedeten Pläne mit Till und Katrin für die Strasse nach Semuc Champey.  

Am nächsten Tag ging es früh los. Wir wollten via Senahu nach Semuc fahren. Teilweise eine matschige Angelegenheit aber angenehm zu fahren. Die Aussicht war fantastisch, das Zebra schnaubte gelegentlich den Berg hoch.  Wir rollten vorbei an Männern mit Macheten, Frauen in schicken Röcken und einfachen Dörfern. Fragten wir die Leute nach dem Weg und schwatzten mit ihnen, blendeten sie uns mit ihren goldenen Zähnen und dem herzhaften Lachen. Die Guatemalteken sind freundlich und hilfsbereit. Meistens sind sie auch korrekt. Nicht so vor dem Eingang zum Park. Wir haben Essen bestellt und blöderweise nicht nach dem Preis gefragt. Das Doppelte hat uns die Hühnersuppe gekostet als normalerweise bisher! Die Farben der Pools waren der Wahnsinn. Vom Mirador war der Ausblick auf das türkis-grün schillernde Wasser traumhaft. Der Weg führte uns runter zum Wasser und dem Wasserfall. Gewaltige Wassermassen stürzten sich unter den Pools hindurch. Ein weiteres Highlight erwartete uns in den Höhlen von Lanquin. Bei Dämmerung flogen die Fledermäuse aus der Höhle raus. Und wir standen mitten drin. Ich spürte wie die Tiere neben mir vorbeischwirrten ins Freie. Der Platz vor der Höhle war perfekt für die Nacht. Es war eben und hatte eine Palapa. Da es regnete waren wir echt froh darum.  

Unser nächstes Ziel war Cobán. In dieser grösseren Stadt konnten wir mitten drin in einem Park übernachten, mit Palapa und Grill. Hier fanden wir alles was wir suchten oder eben auch mehr als das. Obwohl Coban nur auf 1300 Meter liegt war es schon sehr frisch. Ja das ist hier noch gar keine Höhe, wie wir später feststellen sollten. Die zweite Nacht verbrachten wir dennoch im Zelt. Im Ort gibt es etliche Secondhand Läden. Sie verkaufen Klamotten, die die westliche Welt für nicht mehr gut befindet. Da ich keine Jeans mehr hatte, wühlte ich mich durch die Kleider und fand sogar zwei Paar die mir passten. Früher hätte ich mir keine getragenen Hosen gekauft. Allerdings waren sie noch in gutem Zustand. Da sah ich wieder einmal, wie schnell etwas in unserer Welt weggeschmissen wird.  

Über die 7W ging es westlich in höhere Gebiete. Die nächsten Tage tummelten wir uns auf knapp 2000 Meter Höhe. Von der Hauptstrasse bogen wir auf eine Schotterpiste ab nach San Juan Cotzal. Vorbei an Kaffeeplantagen und kleinen Dörfer schraubten wir uns in die Höhe. Die Einheimischen schickten uns in die richtige Richtung, als unser GPS nicht mehr arbeiten wollte. Die Strassen in San Juan waren steil und eng. Solch steile Strassen hatte ich innerorts noch nie gesehen. Sie war steiler als die zum Aussichtspunkt in Dawson City! Für uns ging es noch, die LKW Fahrer hatten es aber mit Millimeterarbeit zu tun. Ich war wieder einmal froh, hatten wir uns für ein kleines Auto entschieden. In den Städten ist es schwierig die richtige Strasse zu finden. Google maps oder maps.me kennen nicht alle Einbahnstrassen und so verirren wir uns gelegentlich in die falsche Richtung. San Juan war nicht unser tatsächliches Ziel, daher fuhren wir durch und gelangten nach Chajul. Der Markt war noch in vollem Gange. Wir erhaschten einen Blick in das Leben der Einheimischen. Gegessen haben wir chinesisch im Wohnzimmer einer Familie. Genauso wie du jetzt wahrscheinlich haben wir auch geguckt. Aber was sie unter chinesisch verstanden war einfach Nudeln mit Sojasauce und Gemüse. Das war erst noch lecker!

In der Stadt gab es keine Möglichkeit, gerade zu stehen. Somit fuhren wir raus und erblickten ein Haus mit vielen abgestellten Lastwagen und Baugefährten. Ich fragte Anna, ob wir bei ihnen übernachten durften. Katrin und ich halfen ihr beim Aussortieren der Bohnen. Getreu dem Motto: die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Als Pedro, ihr Mann, kam meinte er natürlich dürfen wir auf seinem Grundstück stehen. Am nächsten Tag zeigte er uns eine heilige Stätte und organisierte eine Maya Zeremonie. Diese dauerte eine Stunde in der wir eingeräuchert und angespuckt wurden. Gaspar, der Zeremoniar, redete die gesamte Zeit in der indigenen Sprache und trank ein eigenartiges Gebräu. Jeder von uns musste ans Feuer aus Kerzen stehen und wir verstanden nur immer unsere Namen. Die Kerzen symbolisieren die Opfergaben. Jede Farbe steht für eine Energie oder Element wie wir es nennen würden. Am Ende standen wir in einem Halbkreis. Ich musste mir das Lachen verkneifen, als ich das erste Mal seinen Speichel in meinem Nacken fühlte. Beim nächsten Mal zog ich meinen Kapuzenpulli etwas höher. Auf dem Rückweg im Auto war er schon so besoffen, dass er in den Fussraum spuckte. Das war eine einmalige Erfahrung! Anna bekochte uns mit Boxbol, einer typischen Speise. Blätter gefüllt mit Maismasse, die man in eine scharfe Salsa tunkt.

Noch am selben Tag fuhren wir weiter nach Nebaj. Wir hatten wiedermal eine heisse Dusche nötig und mieteten zu viert ein Einzelzimmer – so einfach geht das hier in Guatemala. Ich liebe das Schlendern durch die Märkte und das Leben des Dorfes zu spüren. Der einzige Nachteil, ich kann nicht einfach einblenden denn sogar ich mit meinen 1.6m Körpergrösse rage über die Menschenmenge heraus. Interessant ist auch zu sehen, wie sich die Trachten von Dorf zu Dorf unterscheiden – sei es die Farbe oder das Muster.

 

Es sollte noch weiter in die Berge gehen, genaugenommen nach Acul. Wir fanden eine Abkürzung, es waren nur fünf Kilometer. Der Anfang war auch schnell gemacht, als dann aber die Serpentinen anfingen konnte ich nicht mehr im Auto bleiben. Die beiden Land Cruiser schlitterten über den Boden und wanden sich in Millimeterarbeit um die Kurven. In einer sehr engen Kehre bröckelte die Erde unter dem rechten Vorderrad schon ab und Stefan lenkte rasch ein und das Auto wieder auf sicheres Terrain. Google wollte uns beim besten Willen nicht über diese Strasse schicken. Nun war uns auch klar wieso. Sie war der Wanderweg von Nebaj nach Acul. Mit dem Auto wanderten wir also hoch und wieder runter ins Tal. Zu Fuss hätten wir es gewiss schneller geschafft, so brauchten wir hingegen zwei Stunden. Eine Abkürzung sieht doch eher anders aus, trotzdem, Spass hat´s gemacht. Wir schafften es noch vor dem Regen in den Vorgarten Magdalenas, wo wir die Nacht verbrachten.  

Auf dem Weg nach Momostenango veränderte sich die Landschaft. Von einer der Schweiz ähnelnden zu einer sehr trockenen, sandsteingeprägten Gegend. Einem Tipp folgend suchten wir in Momos, wie die Bewohner ihr Dorf nannten, Don Antonio auf. Zuerst waren wir im falschen Stadtteil. Die Polizei fuhr uns kurzerhand auf die andere Stadtseite und lud uns vor der Schule ab, wo dieser Herr wohnen sollte. In einem kleinen Laden wusste die Frau sofort von wem wir reden und zeigte auf eine Messingtür. Er bat uns herein und nahm sich die Zeit für ein Horoskop für jeden von uns. Seine Worte hörten sich sehr nach meinem Wesen an, es war interessant.

 

In der Nähe sollte es auch Thermalbäder geben. Wir fuhren also nach San Bartolo. Es gab tatsächlich so etwas wie ein Freibad mit verschiedenen Becken. Die waren alle mit heissem Wasser gefüllt. Der Eintritt kostete nicht mal einen Franken. 

Nachdem Google uns nicht entlang der Abkürzung schicken wollte von Nebaj nach Acula, dachten wir, die kennen die Strassen, die ein Auto fahren kann. Wir wollten nach San Pedro am Lago Atitlan. Die eine Zufahrtsstrasse im Westen war leider wegen Bauarbeiten gesperrt. Gemäss Google sollten wir aber auch gar nicht diese nehmen. Von Santa Clara folgten wir der vorgeschlagenen Route hinauf auf einen Berg. Es war längst keine Strasse mehr sondern vielmehr eine Dreckpiste, die in einem Trampelpfad endete. Hier war er also: der Moment, in dem ich mir wünschte, wir hätten ein noch kleineres Gefährt als unser Zebra. Das Ende der mit dem Auto zu befahrenen Strasse bedeutete, dass wir um den ganzen See fahren mussten. Wir kehrten wieder um. Nicht aber ohne einen Blick auf den See geworfen zu haben. Die Aussicht war fantastisch! Es hatte auch etwas Gutes. Wir mussten die anstrengende Wanderung auf den Aussichtspunkt nicht mehr vollbringen.

In Santiago hielten wir vor der Polizeistation um eine Eskorte zu beantragen. Die Staubpiste zwischen Santiago und San Pedro gilt als gefährlich, es fanden schon Überfälle statt. Naja, besser einmal zu viel Schutz als bereuen. Die Polizei wollte unsere Papiere sehen und dann auch noch ein Foto machen mit uns. Haben wir natürlich gerne gemacht, so kamen wir auch an eins. Sie fuhren auf dem Motorrad vor und rutschten prompt aus. In San Pedro angekommen konnten wir gleich bei der Familie einziehen. Für eine Woche wohnten wir bei Felipe und Lili und gingen in die Community Spanish School. Auch wenn mir abends der Kopf rauchte, es war wie Ferien. Wir mussten nicht selber kochen oder abwaschen. Die beiden hatten drei Töchter, mit denen wir das Spanisch sprechen vertiefen konnten. Conchita, Chayito und Maria Susanna. Unser Auto hatten wir auch gleich da geparkt. Felipe hat eine Garage. Stefans Augen leuchteten auf, als wir ankamen.

 

Katrin und ich gingen Tauchen. Der See hatte 20 Grad, dementsprechend kurz fiel der Tauchgang aus. Es wollte auch niemand mehr den zweiten machen. Unter Wasser fand ich es nicht so spektakulär. Die Sicht war miserabel und die Tarierung zu finden im Süsswasser ist echt schwierig. Massageanbieter gab es in Hülle und Fülle in San Pedro. Natürlich gönnte ich mir eine, vor allem nach dem Tauchen war das ganz angenehm. Es war ein relaxtes Leben am See. Die Mischung aus Spanisch lernen, entdecken, lecker Essen und dem Austausch in der Familie gefiel mir sehr. Es gefiel uns so gut, dass wir nochmals eine Woche anhängten und in der Familie mithalfen. Stefan packte tatkräftig in der Werkstatt mit an und ich ging mit Lili auf den Markt. Vorher brachten wir Chayito das Mittagessen vorbei. Die Mütter bringen jeweils in der Pause das Essen ihrer Kinder vorbei und essen mit ihnen. Am Sonntag unternahm ich mit zwei anderen Mädels einen Ausflug an den grossen Markt in Chichicastenango. Er war wirklich riesig.  

Antigua stand natürlich auch auf unserer Liste. Ich ging auf Erkundungstour zwischen den alten Häusern und den zerfallenen Kirchen und Klöster. Daneben gab es jede Menge Kaffees. Auch die Fast Food Ketten unserer westlichen Welt waren alle zu finden.

 

Von Antigua aus wollten wir die zwei Tages Wanderung auf den Vulkan Acatenango machen. Von da soll man den kleineren Vulkan El Fuego beim Ausbruch beobachten können. Wir fuhren nach San Jose Calderas, wo der Guide Gilmer wohnte. In seinem Garten konnten wir übernachten und das Auto gleich stehen lassen. Wir passtem gerade so durch das Tor. Mit Luft aus den Reifen lassen und Leiter des Dachzelts abbauen zwängten wir uns durch. Wir durften das Klo benutzen und sahen, wie sie unser Essen des nächsten Tages zubereitet hatten. Der Aufstieg zum Vulkan war anstrengend aber niemals kam ich an mein Limit wie ich es schon von anderen gehört hatte. Die Guides machten fast zu viele Pausen. Leider spielte das Wetter nicht mit. Es war wolkenverhangen und das nicht zu knapp. Doch wir haben die Lava kurz glühen sehen und es war ein atemberaubender Anblick. Das Essen was wir bekamen war super und viel. Zum Dessert gab es heisse Schokolade und Marshmallows für übers Feuer – die Guides waren damit die Gewinner des Tages!  

Die Ausreise aus Guatemala ging ganz einfach über die Bühne. Und schon waren wir in einem neuen Land. Es ist das kleinste Zentralamerikas. Mehr über unsere Abenteuer in El Salvador erfahrt ihr im nächsten Beitrag. 

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